Man kam ja irgendwann vor ein paar Monaten um den Namen Annenmaykantereit nicht mehr herum. Und das alles ohne um irgendwelche Litfasssäulen zu spazieren. Denn für Annenmaykantereit wurde zunächst nur wegen dieser Stimme subtile und weniger plakative Stimmung gemacht. Gleichzeitig kamen die Wisser an Land geschwemmt. Weil sie die Band schon 2011 irgendwo in Köln kannten und es ja sowieso wussten. Dass Annenmaykantereit den Gestus schriftlich aufständischer Gymnasiasten nicht so recht loswerden (wollen), mag an der überwiegend wohlwollend schwitzenden Zielgruppe „ledig, studentisch, jung“ liegen. Rio Reiser im Geiste, nur ohne richtige Schmerzen. Texte über früher, nur ohne richtiges Früher. Zumindest kein so tiefes Früher, wie es an manchen Stellen aus dem Keller der Seele durchscheint. Ob mich der heisere, zerknautschte Akzent manchmal nerve, fragte mich einer zu Jahresbeginn in Groningen beim Eurosonic Festival. Die Schaubude der kommenden Festivalsaison hatte mal wieder geladen. Auch Annenmaykantereit waren da. Hütte voll. Passenderweise mit ein bisschen Schulhallen-Aura links und rechts. Die Antwort „Ja, schon“, kam wie von selbst, denn ich war es ja auch, der mir die Frage stellte. Weil sie egal war? Der Grund, unbedingt und trotzdem die Tour im Spätsommer zu besuchen: Auch ohne das manchmal verzichtbare „Früher“ produzieren die drei WG-Küchenakrobaten ein ziemlich nachhaltiges Jetzt. Hingehen.