Algiers fahren Achterbahnen. Mit sich, stilistisch, mit ganz sich selbst philosophisch, mit der Musikerpolizei natürlich in der Konsequenz. Und am Ende auch noch mit mir, weil ich gerade eben eines meiner Alben des Jahres entdecken durfte. Kommt ja auch nicht alltäglich vor, wie erst gestern wieder auf einem Ausflug in der Lüneburger Heide aufmerksam benannt werden konnte. Bleiben wir mal im landbewirtschaftenden Bild von Kraut und Rüben: „Ihr farbenblinder Rock'n'Roll setzt sich aus Industrial, Gospel, Punk und Soul zusammen“, schreibt Daniel Gerhardt für die ZEIT. Und flüchtet sich vor dem Überangebot auf die Metaebenen verschiedenster Bedeutungen rund um Algiers und ihr erstes Album „Algiers“. Das erschien im späten Frühling auf Matador und kämpft gegen systempolitische, rassistische und kapitalistische Windmühlen, als gäbe es keine andere Möglichkeit mehr. Das erzeugt Reibung und wirft Fragen auf, die auch Gerhardt letztlich nicht vollständig beantworten kann, geschweige denn muss. Was davon bleibt ist eine soundschwere Walze an Themen, deren Intensität und Wucht sowohl Bild-Schlagzeile als auch Feuilleton zum Nebenkriegsschauplatz degradieren. Zumindest für eine Albumlänge. Die Tour dazu im Spätherbst. Quasi um viertel vor Zwölf des ablaufenden Jahres. Passt.