Was auf den ersten Blick verdächtig nach einem Möchtegern-Bandnamen aussieht, entlarvt sich unverhofft als bodenständiges Stück musikalischer Zeitlosigkeit „Made in Germany“. Was die Liebe von Matthias Petzold, Matthias Macht, Heiko Schramm und Thomas Heil zur mexikanischen Grenzstadt Tijuana ausmacht, bleibt dem durch ambitionierte Soundscapes beflügelten Hörer verborgen. Dass es bei diesem Quartett aber eher um Soundtrackgebilde und künstlerische Zusammenführung von Audio und Visio geht als um politische Statements zur massenhaften Einwanderung von Mexikanern und die daraus resultierenden Folgen für deren Leben, symbolisiert nicht nur das Broadcasting im Projektnamen. Im Handumdrehen verschmelzen Postrockansätze mit Songs, gebrochene Beats mit Jazzgedanken und instrumentale Großartigkeit mit narrativen Fähigkeiten. Nicht festgehaltene Bildmotive entstehen aus dem scheinbaren Nichts, denn die komplexen Kompositionen lassen trotz ihrer Dichte Platz für den eigenen Kopffilm. Keine Sorge, auch für Gefühl bleibt genug Spielraum. Als Anspieltipp und als Beispiel für einen der Tracks ihres aktuellen, zweiten Albums, welcher nahezu lehrbuchhaft vorangegangene Beschreibung unterstreicht, soll „Moriko & Jim“ herhalten – auch wenn erst das ganze Album den variationsreichen Genuss verspricht. Ähnlich wie die Nürnberger Buddy & the Huddle führen auch bei Tijuana Mon Amour eine langjährige musikalische Erfahrung und ein professionelles Miteinander zu bescheidener Faszination. Der geneigte Hörer darf sich auf die Live-Präsentation des Albums Ende des Monats in den Clubs seines Vertrauens freuen.