„Fickt das System…“ Stop! Zitatende! Erwartet man ausgerechnet in Darmstadt feinen Northern Soul, gepaart mit Elektronika à la Fischmob und einer gepflegten Rockidee? Wer sich ein wenig in Deutschlands musikalischem Unterbau zu Hause fühlt, beantwortet diese Frage möglicherweise tatsächlich mit einem zögerlich eindeutigem „Ja“! Nachdem das Soulkommando Henning Beer seinen ersten Auftrag, sich Gehör zu verschaffen, erfolgreich erfüllt hat, steht auch gleich fest, dass sich die Herren Superpunk hierzulande nicht mehr alleine auf weiter Flur befinden. Doch wer war noch gleich Henning Beer? Und „darf“ das Thema Terrorismus in unserer heutigen Zeit überhaupt noch herhalten für so etwas? Wie schmeckt Revolution heute eigentlich, oder ist es dann im Winter doch zu kalt für Montagsdemos? Zumindest auf Henning Beer wissen wir die Antwort, denn er agierte dort, wo unsere Rockformation wächst und gedeiht: im Untergrund! Ende der Siebziger ins ostdeutsche Exil gegangen, nach der Wende verhaftet. So geht die Geschichte des verhinderten Liedermachers. Apropos Liedermachen. Was sage ich Lieder… Ohrwürmer, wie der Opener „Mehr Soul (als 100.000 Motown-Platten)“, und Textzeilen à la „…der erste Kuss, die erste Zigarette, Leute, die man gerne mal gevögelt hätte!“ gehören vor der Bühne oder zumindest in der Wohnung über den neugierigen Nachbarn lauthals mitgesungen. Dass „Henning Beer“ irgendwo zwischen den Ärzten und Frank Spilker pendelt, von Knarf Rellöm veredelt wird und uns eine der skurrilsten erfundenen Geschichten des alten neuen Deutschlands erzählt, dass Stevie Wonders „Superstition“ neben Blumfeld und The Cure auf ihren Plattentellern liegt, Anne Clark und Franz Kafka als Inspiration herangezogen werden, macht eine impulsive Mischung aus, die Lust erzeugt auf das, was live auf ausgewählten Bühnen folgt. Wer schon vorher einen kleinen Blick wagen will, schaue sich „Gottes Freundin“ als Videotrack an. Ficken gehen! Jetzt! Diese Woche gibt es zwei Release-Konzerte im heimischen Hessen!