Die schönsten Geschenke kommen von Herzen. „Take Fountain“ ist so eines. Unvorstellbar, von diesen Songs nicht berührt zu werden. Auf leisen Sohlen schleicht es sich an, um gleich im zweiten Track mit „Interstate 5“ maßgeblich an Tempo und Länge (acht herrliche Minuten) zuzulegen. Nach viel zu langem Dornröschenschlaf sind die Schrammelpophelden in neuer Besetzung zurück: Songschreiber und Sänger David Gedge, Stammspieler-Gitarrist Simon Cleave und die Cinerama-Kollegen Terry de Castro (Bass) und Kari Paavola (Drums) sind ein idealer Mix aus Besinnlichkeit und wuchtigen Schrammelgitarren. Nach sieben langen Jahren der Hoffnung erscheint dieses Jahr zum Valentinstag das erste Studioalbum von The Wedding Present seit „Saturnalia“ von 1996. Dabei erinnert „Ringway to Seatac“ am stärksten an den für The Wedding Present typischen Sound von einst. Zwanzig lange Jahre ist es her, dass die Band, die Ende der 80er zu den einflussreichsten Indiegitarrenbands aus Großbritannien gehörte, ihr erstes Konzert gaben. Während der Schlummerpause gründete David Gedge mit seiner langjährigen Freundin und musikalischen Partnerin Sally Murell das besinnlichere Projekt Cinerama. Bei Live-Auftritten und spätestens beim dritten Album „Torino“ wurden die Songs wieder in das abgestreifte Gitarrengewand gehüllt. Die Beziehung von David und Sally zerbrach. Das Aus für Cinerama. Nach der Trennung zog David nach Seattle und schrieb einfühlsame Zeilen über Liebe und Schmerz, die für „Take Fountain“ in Chicago und Seattle von Steve Fisk eingespielt wurden. Die Hochzeit der Wedding Present-Ära ist zurück mit überwältigender Melancholie, Trauer und Wut. Die Basis für treibende Schrammelrockattacken, schwelgerische Momente, das trotzig zuversichtliche Aufblicken und filmische Ennio Morricone-Soundtrackanleihen. Die John-Peel-Lieblinge sind sich treu geblieben. Und stehen unter bestem Cinerama-Einfluss. Das Leben hat wieder einen Sinn. Fans, die seit sieben Jahren nicht mehr auf einem Gedge-Konzert waren, werden nicht enttäuscht. Im Gegenteil. Die Jungs sind viel netter zu ihrem Publikum als früher (wir erinnern uns an 45-Minuten-Sets). Ihr werdet es ja sehen: auf der bevorstehenden Tour. Es ist zu hoffen, dass sie die volle Anerkennung bekommen, die ihnen zusteht. Möge die Macht mit ihnen sein.