Eine kleine flotte Reminiszenz an die Zeit der Jeremy Days lässt sich aus dem Titeltrack seines Debüt-Albums schon heraushören, wenn man will. Dirk Darmstaedter gehört auch nicht zu den Menschen, die mit eigener musikalischer Vergangenheit bis zur Verleugnung hin aufräumen. Doch noch lieber bringen wir den Liederschreiber als Kopf des formidablen Tapete-Labels ins Gespräch. Was für ein Gespür für zauberhaft schöngeistige Musik haben die dort. Und der Chef selbst tut es ihnen gleich, den wunderbaren jungen Bands. Flockige, manchmal vielleicht sehr erwachsene Lieder. Nicht immer ein Happy End aber die Reflektionen des Lebens lassen nicht erblinden für das Schöne daselbst. Abschied für etwas Neues. Aufbruch nach dem Alleinsein. Muss man nicht die Vierzig dafür erklimmen. Trotzdem hat es von dort aus den klareren Blick, liebe Jungspunde. Es ist eben so, wie es ist. Während hier noch Misstrauen und Leichtigkeit miteinander ringen („It is what it is“), wird gleich schon wieder geträumt, was das Zeug hält („My Girl in Paris“). Insgesamt pures Erzählkino der unaufgeregten Art. Posaune hier, ein paar Streicher dort, aber weit entfernt davon, Bilder bis über den Rand hinweg auszumalen. Die akustische Gitarre als Wegbegleiter ohne definiertes Ziel. Auf dem intimen Weg durch das krude, verwachsene Leben lassen sich die Songs von verschiedenen Landschaften umschmeicheln oder setzen sich einfach nur mal an den Rand der Straße. Auf dem Cover steht Darmstaedter mit dem Rücken zur Wand auf einem gepflasterten, leicht holprigen Gehweg. Ein schönes Bild, welches fast alle Richtungen offen lässt. Nur zurück geht es nicht. Nicht mal in der Luft. Wie im richtigen Leben. Wer ein Stück mitlaufen möchte, hat ab Ende Oktober auch live dazu die Möglichkeit.