Seit Wochen, wenn nicht gar Monaten, werden sie als Geheimtipp gehandelt. So geheim, dass es schon eine EP und ganze drei Langspieler brauchte, um hierzulande Aufmerksamkeit zu erregen. Dabei fallen sie im Club unwiderstehlich unter die Rubrik „Wer sind denn die?“. Dort aber traut sich wieder keiner, den DJ zu fragen. Zuhause versucht die Erinnerung der kruden Melodei ein Schnippchen zu schlagen. Doch Obacht. So einfach wieder herstellbar sind die Stücke mitnichten. Ergehen sich in vielen kleinen Folk-Implosionen, wandern in den festen Schuhen der Levellers oder Belle&Sebastian. Einen „Triumph der Vorstellungskraft“ beschreibt der Rolling Stone recht theatralisch die real existierende Theatralik der Decemberists. Die stammen nicht, wie die meisten anderen Hypes, von der Insel, sondern aus Portland/Oregon, das offensichtlich genügend Rohstoffe für musikalisches Eigenbrot birgt. „Picaresque“ könnte Konzeptalbum sein und besteht doch aus Szenen, die nur scheinbar miteinander zu tun haben. Entfernt erinnern sie im Booklet tatsächlich aber an die Monty Pythons, deren szenischen Wahnsinn sie mühelos zu erreichen imstande sein dürften. Eingepackt in musikalisches Instrumentarium nicht unter 15 Stück. Von Überfrachtung derweil nicht die Spur. „We both go Down together“ präambelt, als hätte Adam Green sich mit Michael Stipe zusammengetan und die R.E.M.-Zeitmaschine auf 1991 gedreht. The Decemberists lieben sichtlich Rollenspiele. Ob Schiebkarrenjunge „Eli“, Unsportlichkeiten am Spielfeldrand und persönliche Foulspiele („The Sporting Life“) oder Menschenkino am zentralen Busbahnhof. „16 Military Wives“ zündelt dazu noch an der US-Fahne und erklärt dem Krieg den Krieg. Einzig großflächig plakatierter Fleck in einem Album voll subtilem Wundersam. Die Vorstellung beginnt! Live bitte nicht zu verpassen: The Decemberists!