Die letzten Korn-Alben fanden weder bei Fans noch in den Medien wirklich Anklang. Doch auch wenn „Take A Look In The Mirror“, „Untouchables“ oder „Issues“ sicher nicht die Klasse von „Life Is Peachy“ oder „Follow The Leader“ haben, sind es dennoch verdammt starke Werke. Natürlich waren sie nicht so innovativ, so aufregend oder eben so neu und anders wie die Platten der Anfangstage. Doch keine Band kann mit jeder Platte ein Genre
revolutionieren und sich stetig neu erfinden. Nicht einmal Korn. Das schaffen sie auch mit ihrem neuen Album nicht, und trotzdem strafen sie mit „See You On The Other Side“ all die Lügen, die Davis und seine Mannen eine weitere Entwicklung und eine schlicht mutige Platte nicht mehr zugetraut hätten. Denn noch nie klangen Korn so einfach, so limitiert und so direkt
und gleichzeitig so kreativ, abwechslungsreich und spannend wie heute und jetzt. Denn während die offensichtlichen Hits – wie es damals „Falling Away From Me“, „Here To Stay“ oder „Got The Life“ waren – völlig fehlen, gehen sie es fast schon puristisch an. Es überwiegt die Intensität über den Pop. Bei vielen Songs gilt die einfache Regel, dass weniger manchmal mehr ist. Weniger Gitarren nach dem Ausstieg von Head, mehr Riffs, mehr Wucht, mehr Konzentration auf das Wesentliche. Noch immer kommt der Dudelsack zum Einsatz, auch gibt es mehr Computer-Sounds denn je, und selbst wenn Songs wie „Politics“ oder „Hypocrites“ mit ihrem Gesang-Flüster-Wechseln schon fast an System Of A Down erinnern, haben die Songs eine so direkte Wucht und Trockenheit, wie man es seit „Blind“ nicht mehr gehört hat. Und so ist dieses siebte Album sicher kein Meilenstein und auch kein Anwärter auf die Platte des Jahres, aber ein für Korn-Verhältnisse überraschend ehrliches, direktes und schlicht verdammt gutes Album. Dieses stellen die einstigen Nu-Metal-Erfinder im nächsten Jahr auch live vor. Bisher bestätigt sind ihre Auftritte bei Rock Am Ring und Rock Im Park, weitere Gigs werden hoffentlich folgen.