Es war 1999, als sie alle Schlange standen. Jarvis Cocker, Chris Martin, die britische Musikpresse sowieso und das Inselradio erst recht. Merz hatte gerade sein Debütalbum veröffentlicht. Dann verschwand Conrad Lambert, und seine Spuren verliefen sich rasch. Einen „Hurricane of fresh air“ nennt „The Independent“ nun seine Rückkehr. Frische Luft? Ja! Doch sind es keine wirklichen 12 Windstärken, sondern eher hin gehauchte Ideen aus Zutaten des Frühlings. Kaum ein besserer Zeitpunkt also, den Künstler Merz im März (!) samt Album „Loveheart“ und den Labelmates The Earlies auf Tour zu schicken. Mit Arrangements aus feinem Geist, britischer Folktradition und elektronischem Beiwerk. Filigran irgendwie. Und doch luftig in der Ausführung. Verzaubert manchmal, ist Märchenwald im einen Moment und Mittelalter im nächsten. Manch einsamen Ort hatte Lambert sich für die Aufnahmen ausgesucht. So fanden Schiffsglocken aus der Ferne („My Name Is Sad And At Sea“) den Weg auf das Album und erzeugen eine ähnliche Gänsehaut wie damals, als „The Fog – Nebel des Grauens“ noch spät in den Dritten Programmen lief. „I used to write and record in Yorkshire but drive to Bath in between sessions to visit my girlfriend. I'd always drive at night on a weekday so I could listen to those (radio) shows. They had such a wide spectrum of music and it was all about discovery. It was great to switch from one show to the other, I'd kind of amalgamate both shows to make my ideal radio show.“ Selten dürfte schöner über das Pendeln zwischen zwei Orten berichtet worden sein. Zwischen Wurlitzer, Mandoline, Akkordeon und Drum Machine ist am Ende eines dieser Alben entstanden, das ganz alleine an der akustischen Gitarre funktionieren könnte und doch zwischen all seinen Zutaten an keiner Stelle überfrachtet wirkt. Schlange stehen bitte dieses Mal auch an der Konzertkasse!