Wie es sich für redliche Workoholics wie Motorpsycho gehört, käme man sich nach drei (!) Jahren Pause fast schäbig vor, würde man „nur“ ein einfaches Album vorlegen. Ein Doppelalbum muss es schon sein. Nur konsequent für eine Band, die bisher selbst hartnäckige Fans mit ihrem kreativen Ausstoß teilweise überforderte. Der erste Eindruck: Das klingt nach „früher“. Und wenn wir hier von „früher“ sprechen, dann meinen wir richtig „früher“, also „Demon Box“-Zeiten. „Black Hole/Black Canvas“ rumpelt los, als hätten AC/DC die Aufnahmen persönlich überwacht. Die Gitarren hören sich an wie mit einer dicken Staub- und Dreckschicht überzogen, die Drums scheinen ihren Urspung in einem Keller fünf Stockwerke unter der Erde zu haben. Dazu schreien Motorpsycho so heiser und verzweifelt, als säße im Bus, den sie gerade verpasst haben, die Frau ihres Lebens, doch alles, was sie sehen, sind zwei rote, schadenfroh leuchtende Rücklichter. Das klingt eindeutig, ist es aber nicht. Denn was erklärt die ausufernden Gitarrensoli? Hatte man die nicht vor langer Zeit für tot erklärt? Die Tatsache, dass Hakon Gebhardt nicht mehr trommelt, sondern sich jetzt um andere, „persönliche Dinge“ kümmert, fällt überraschenderweise kaum auf. Das erledigen jetzt die aufs Duo geschrumpften Bent Sæther und Hans Magnus „Snah“ Ryan jetzt auch noch selbst. Workoholics. Auffallend indes ist der textliche Sprung in das, was man Alltag nennt: Sie rümpfen die Nase über Spam, iPods, Pornoseiten im Netz und bemitleiden Bruce Springsteen-Klone und Frauen, die meinen, sie könnten mit aufgepumpten Titten gleichsam ihrem Leben mehr Größe geben. Auch wenn Motorpsycho natürlich nicht wissen können, wer Willemsen ist („Kein Gefühl mehr nirgends, dafür wird man überall mit Gefühlen beschmissen“) – Textzeilen wie „faster and faster we go / faster, but never so slow / the outside don't match the inside no more/ we’re left keeping score“ oder „bursting with beautiful emptiness / speechless and babbling / just one big mess / self-obsessed / immature and insecure“ lassen vermuten, dass man dem Intellektuellen nach zwei Flaschen Rotwein in den Armen läge. Dann könnte man auch noch mal darüber streiten, ob früher wirklich alles besser war – ein paar Gitarrensoli weniger und der mitreißenden Schönheit dieses Albums könnte man sich noch weniger entziehen. Entziehen sollte man sich auch keinesfalls den Live-Konzerten von Motorpsycho im Mai!