Auch „Näher am Menschen“ ist wieder ein Werbeslogan. Einer, den die CSU im Wahlkampf verwendet hat. Gerald Mandl und Florian Zwietnig aka Mediengruppe Telekommander lassen auf ihrem Zweitwerk wieder Sprüche, Slogans, Zitate und verbale Schenkelklopfer im Disco-Stampfschritt zum Popdiskurs auftanzen. Musikalisch tut's diesmal etwas weniger Hip-Hop, und ein paar mehr Griffe in die 80er-Techno-Rappelkiste sorgen für den kernigen Beat. Eingeläutet wird das neue Album mit einer Runde persönlicher Szenenschelte („Bild Dir Deine Meinung“). Anstelle kampfeslustiger, eineindeutiger Verbalattacken zum Mitgrölen folgt auf „Näher am Menschen“ dann eher ein diffuses Unbehagen („Irgendwas stimmt hier nicht“) und Unwohlsein („Mein Herz ist schwarz wie deine Cocacola“). Zielloses Dagegensein („Du willst noch ein Zeichen setzen, wie ist dir egal“) wird besungen: hier und da mal ein bisschen rumkleckern, aber am Ende wird jeder nach seinem Run gegen die gesellschaftliche Gummiwand sowieso auf sein Plätzchen katapultiert. Denn: auch der kleinste Widerstand ist irgendwann mal durchgebrannt. Da auch die Mediengruppe Telekommander selbst sich dieser Tretmühle nicht wirklich entziehen kann und sich freut, wenn ihre Lieder gesungen werden, brennen die Fernbedienungen hier nicht mehr lichterloh. Und das ist gar nicht so verkehrt, wenn man mehr dran am Menschen sein will, anstatt die Agit-Prop-Phrasendreschmaschine in die Endlosschleife zu schicken. Der Mensch im MTK-Universum ravt durchaus noch lieber über den Beton auf der Suche nach seinem persönlichen Diskofiasko, als mit den Bienen durch's Kornfeld zu hüpfen. Das Leben ist und bleibt Baustelle. Die zu besingen, ist ureigenstes Anliegen von Popmusik. Insofern ist auch die Mediengruppe Telekommander angekommen. Auch wenn sie sich dabei etwas unwohl fühlt. Das wiederum ist ja nur sympathisch – und menschlich. Leiser machen? Nein. Noch lauter: live.