Es herrscht bittersüße Stimmung in der Wohngemeinschaft. Epizentrum: der Küchentisch. Darum versammelt: ein Häufchen Elend mit Zigarette zur linken, Homezone zur rechten und eine offenbar verschlafene beste Freundin am anderen Ende der Leitung, die das alles ja am Abend vorher schon gewusst hat. Zwei Stunden vorher war vom Krieg der Welten noch gar keine Spur. Nennen wir ihn Jan, der zielsicher den Kühlschrank aufsuchte und ebenso ungefragt über diesen herfiel wie Stunden vorher wohl über die erst kürzlich zugezogene, studentische Mitbewohnerin. Solche Frauen bringen nicht viel mit aus ihrer Heimat. Ein paar Klamotten, die notwendigsten Platten und ein paar alte Ansichtskarten. Eine verstimmte Gitarre vielleicht noch. Jan wusste sie perfekt zu intonieren. Jan wusste auch zu imponieren. „Love Rules“ und anderes. „You as my wife… Directly into my heart… Smiling while holding your hand“. Da braucht es schon viel gecrushtes Eis in das alkoholische Mixgetränk, um so viel Wärme auszuhalten. Zwischen „St. George Lullabye“ (einer wunderbar leisen Hommage an „seinen“ Stadtteil St. Georg in Hamburg) und den Regeln der Liebe zielt unser Künstler voller Unschuld aus der Deckung einprägsamer Ohrwürmer mitten in den unaufgeräumten Haushalt der Empfindungen. Jedoch liegen von der Sonne, die morgens aus dem Arsch kriecht, bis zur bevorstehenden Nacht alleine im viel zu großen Bett eben nicht nur unzählige Augenblicke, sondern auch allerlei Eventualitäten. Gazarras Songwriting kennt jede dieser Stunden und schließt demnach auch mal die Türe von außen. Sanft und dennoch bestimmend. In jedem Zauber liegt ein neuer Anfang. Die Tour des polyphonen Dandys Gazarra folgt im Winter.