Die Geschichte von Kiasmos beginnt im Jahr 2009. Als Arnalds und Rasmussen vor 15 Jahren erstmals gemeinsam Musik machten, hätten sie wohl niemals damit gerechnet, dass dieses Neben- bzw. Supergroup-Projekt irgendwann derart erfolgreich werden würde. In der Tat war?s zunächst einfach bloß der Sound, der entsteht, wenn zwei alte Freunde von benachbarten Inseln zusammenkommen und ihr angestammtes Solo-Terrain ? Klaviermusik bzw. Electro-Pop ? bewusst hinter sich lassen, um stattdessen ihren geteilten Hang zu Clubsounds auszuleben: zu der Art von Beats, wie man sie eher aus dem Berliner Nachtleben kennt. Es dauerte jedoch nicht lange, bis dieses Duoprojekt zu einem global gefeierten Live-Act avancierte, dessen Ansatz den Sound eines ganzen Jahrzehnts prägen sollte. Welchen Schritt also wird eines der angesagtesten Duos der Electro-Szene als nächstes machen ? nach all den Jahren? Eine Antwort darauf steckt bereits im Artwork: Das Diamant-Logo steht dieses Mal in Flammen. Sie brennen es ab, um sich erneut aus der Asche erheben zu können.
Kiasmos sind also zurück ? mit neuer Energie, einer neuen Vision, dem neuen Album "II". Es ist der grandiose Nachfolger ihres gleichnamigen Debüts aus dem Jahr 2014, für dessen schwerelose Produktionen sie Minimal Techno mit Orchester-Elementen kombinierten. Damals war ein Großteil des Albums in gerade mal zwei Wochen entstanden; dieses Mal war?s hinterher ein ganzes Jahrzehnt. Die Entstehung von "II" habe so gesehen auch ihre Freundschaft auf die Probe gestellt. Vor allem aber unterstreicht das neue Album, dass eine einzigartige kreative Chemie sich keineswegs verflüchtigt mit den Jahren. "Ganz am Anfang hatten wir ja noch keinen eigenen Sound, was es ganz einfach machte, etwas zu schreiben", kommentiert Janus.
Auf die zuletzt veröffentlichte EP "Flown" lassen sie heute die brandneue Single "Burst" folgen ? deren Entstehung Janus als Schlüsselmoment bezeichnet: "Das war der Moment, in dem das ganze Album klare Konturen bekam. Wir haben sehr lange daran gearbeitet, bis dieser Track das wurde, was er heute ist ? ein Anker nämlich, der das komplette Album zusammenhält." Als wir schließlich bei ?Burst? landeten, hatten wir das Gefühl, das Kernstück gefunden zu haben", sagt Ólafur. "Damit konnten wir das Puzzle lösen und wussten, wie dieses neue Kiasmos-Kapitel insgesamt klingen sollte." Man hört auf "II" ganz klar, wie sehr sich Kiasmos im letzten Jahrzehnt als Sound-Architekten weiterentwickelt haben: Die akustischen Texturen gehen tiefer, die Stimmungen sind atmosphärischer, die Beats atemloser unter den ambitionierten Streicher-Arrangements. Jeder einzelne Song des neuen Albums entfaltet sich wie ein Miniatur-Epos: Mühelos bewegen sie sich zwischen Electro, Klassik und Rave-Elementen, und bevor man überhaupt Luft holen konnte, eröffnen die beiden auch schon das nächste Panorama. Sprich: So klingen nur Kiasmos ? aber dieses Mal wirkt ihr Sound noch großformatiger. "Es ist auf jeden Fall größer, sowohl der Sound als auch die Produktion", sagt auch Janus. "Die Musik klingt reifer, aber zugleich hat sie auch etwas Verspieltes."
"Das Album klingt insgesamt dichter", sagt auch Ólafur. "Das Sounddesign ist so angelegt, dass es ein Gefühl von Räumlichkeit vermittelt. Wie ein eigener Ort."
Ein Großteil der Arbeit an "II" fand während des verlorenen Jahres 2020-2021 statt, wobei auch ein Abstecher zu Ólafurs Studio auf Bali auf dem Programm stand. "Wir verbrachten dort einen ganzen Monat und schrieben in der Zeit auch einige Songs, die es hinterher aufs Album geschafft haben", berichtet Janus. Während dadurch auch Samples von traditionellen balinesischen Percussion-Instrumenten aus der Gamelan-Tradition zum Einsatz kamen, steuerte Janus auch eine Reihe von Field Recordings bei: Man hört Vögel, Grillen, die ganze Klangkulisse, die den Sonnenaufgang über der üppigen Landschaft einrahmt.
Kiasmos haben ein einzigartiges Gespür dafür, wie man komplexe Gefühle und eindrucksvolle Bilder in Instrumentalmusik überführt. Dazu haben die beiden über die Jahre extrem viele Erfahrungen als Produzenten gesammelt, auf die sie dieses Mal zurückgreifen konnten. Die expansiven Proportionen der neuen Tracks sind dabei gewiss auch Ólafurs Erfahrungen als Grammy-nominierter Komponist und Soundtrack-Visionär für Film und TV geschuldet. Dazu haben sie sich auf ganz subtile Weise vom gradlinigen Four-to-the-Floor zu rastloseren Breakbeats aus UK hingewandt, haben mit unterschiedlichen BPM-Zahlen experimentiert und dafür wiederum Janus? Erfahrungen als international erfolgreicher DJ einbeziehen können, der sonst regelmäßig die größten Hallen zum Tanzen bringt.
"Es ist ein emotionaler Rave!", sagt Ólafur abschließend und muss lachen. Tatsächlich besteht die einzigartige Magie dieses Duos im reinigenden Potenzial, in der befreienden Kraft, die ihre Live-Shows ausmacht. "Wir haben schon häufiger von der Idee gesprochen, auf der Tanzfläche zu weinen", sagt er weiter. "Für uns ist dieses ?crying on the dancefloor? inzwischen so etwas wie ein inoffizielles Motto geworden." Zugleich wollen sie mit Erwartungen brechen und immer wieder überraschen, sich selbst und alle, die zuhören. "II ist lebendiger", meint Janus, "aber zugleich ist da noch dieser klassische Kiasmos-Style, bei dem eine ganz ruhige Flüsteratmosphäre in einen derart explosiven Dance-Beat mündet, dass es einem einfach mal die Schuhe auszieht." Der Phönix erhebt sich aus der Asche ? und breitet die Flügel aus, um erneut abzuheben. (Text: Presseinfo)