Hafenklang. Hamburg. Samstag, 30. Januar. Kalt draußen, nachtgraue Wolken, Schiffe und Nieselregen. Beste Kulisse für „Abalonia“, beste Kulisse für die Turbostaat von 2016. Trotzdem das Leidthema Flucht zum Leitthema wird, beherrschen erstaunlich viel Vorfreude und Harmonie den Raum. Dass sich flüchtende Menschen auf gleicher Enge in die Freiheit kämpfen, wie sich hier die Fans im winzigen Club bewegen, das geht als Gedanken-Schweröl am Rande in die Erinnerung an diesen Abend ein. Turbostaat sind erleichtert, als die erste Dreiviertelstunde um ist. Das anspruchsvoll zu Werke getragende Album geht mit wenigen, sympathischen Patzern über die Bühne und natürlich wird eine Hitliste für die zweite Hälfte gezündet. Die Mitte des Album ist es: „Arschgesichter“, „Wolter“ und „Eisenmann“ heben „Abalonia“ ganz alleine auf bedeutsames Terrain. Ein paar Tage später im Circus HalliGalli hilft sogar ein Shantychor aus. Die Produktion testet Schmerzreize bis zur Grenzwertigkeit. Ob das Pro Sieben-Publikum es bemerkt? Ohne jede Frage: Turbostaat haben mit „Abalonia“ ein wichtiges Album geschaffen. Müßig darüber zu diskutieren, ob es gar ihr wichtigstes überhaupt geworden ist. Verdammt viel jedenfalls bleibt schon auf Anhieb hängen, nimmt sich quälend Aufmerksamkeit, hört nicht auf nachzubohren. Exakt, auf der Stelle und auf die „Zehn“. Weitere Tourtermine folgen. Geändert hat sich bis dahin wohl ohnehin nichts.